Team Alpine

Werner Fahnert - Mister Bombastik

 

Aus der Ausgabe 01/2014 der Alpine Post.

Team Alpine - Werner Fahnert - Mister Bombastik

Mit der Erfahrung steigen die Ansprüche. Erfahrung hat er genügend, unser Mister Bombastik. Und seine Ansprüche sind was die Alpine angeht schnell definiert: Die Schnellste sollte es werden, und die Schönste noch dazu. Basta. So einfach ist das! Wer mit Werner Fahnert in seinem Büro sitzt und anfängt mit ihm zu plaudern, wird irgendwann feststellen, ganz leise zu werden, intensiv zuhörend, seinen Worten zu lauschen. Alpine und Rallye, Werner’s große Leidenschaft. Fast nicht zu bremsen sprudelt es aus ihm heraus: Facts und Stories ‘en Masse’. Erfahrungen, Enttäuschungen und vor allem Lebensfreude pur! Gesten und wortgewaltig nimmt er dich mit auf die Reise in sein Hobby. Faszinierend.

 

Richtig begonnen hat die große Leidenschaft für den heute 60 jährigen 1978 mit dem Kauf einer A110-1300VC, Bj.1976. Die 69PS waren ihn aber bald nicht genug und 1980 kaufte er eine 1600S Gruppe 3. Mit diesem Auto begann der Motorsport. Er fuhr mit ihr erfolgreich Slalom-Veranstaltungen bis die Gruppe 4 Autos immer stärker wurden.

1982 musste ein besseres Auto her. In Frankreich kaufte er sich für umgerechnet 7000 Euro (kein Schreibfehler) eine originale A110-Gruppe4-1860 Mignotet mit 364er Getriebe, in sehr schlechtem Zustand, aber technisch ok, die er ab 1983 einsatzfähig aufgebaut hatte. Nach unzähligen Slalom- Veranstaltungen mit vielen Klassen-Gruppen- und Gesamtsiegen kam Langeweile auf und 1992 war Schluss mit Slalomfahren. Ab sofort kümmerte er sich um den Aufbau seine Firma FAHNERT DESIGN. Parallel dazu wurde die Alpine komplett restauriert. Silber wurde sie, und da kommt mir meine erste Rallye Deutschland in den Sinn! 

Renault Alpine A110-1800-16V-Gruppe 5 Werner Fahnert und Bettina Forster

Richtig begonnen hat die große Leidenschaft für den heute 60 jährigen 1978 mit dem Kauf einerA110-1300VC, Bj.1976. Die 69PS waren ihn aber bald nicht genug und 1980 kaufte er eine 1600S Gruppe 3. Mit diesem Auto begann der Motorsport. Er fuhr mit ihr erfolgreich Slalom-Veranstaltungen bis die Gruppe 4 Autos immer stärker wurden.

1982 musste ein besseres Auto her. In Frankreich kaufte er sich für umgerechnet 7000 Euro (kein Schreibfehler) eine originale A110-Gruppe4-1860 Mignotet mit 364er Getriebe, in sehr schlechtem Zustand, aber technisch ok, die er ab 1983 einsatzfähig aufgebaut hatte. Nach unzähligen Slalom- Veranstaltungen mit vielen Klassen-Gruppen- und Gesamtsiegen kam Langeweile auf und 1992 war Schluss mit Slalomfahren. Ab sofort kümmerte er sich um den Aufbau seine Firma FAHNERT DESIGN. Parallel dazu wurde die Alpine komplett restauriert. Silber wurde sie, und da kommt mir meine erste Rallye Deutschland in den Sinn! Doch dazu später mehr.

Scharf war sie, mit extrem leichter Karosse. Siebzehn, ja richtig gelesen, 17 Lackschichten wurden abgetragen, um sie endlich neu Füllen zu können, um das Gefährt dann in silbermetallic lackiert besser als neu erstrahlen zu lassen. Schicke Michelin-Aufkleber drauf und fertig. Reinhard Klein, den Organisator von Slowly Sideways in Köln kontaktiert und der ersten großen Veranstaltung 1995 stand nichts mehr im Wege. Rallye Deutschland wir kommen. Aber nicht nur hier sieht man die Crew. Ob San Remo, Rallye Catalunia in Spanien, Rallye Köln Ahrweiler, oder die „Orbö Rallye“ in Österreich, überall ist das Team gern gesehener Gast.

Auch einige Spaßveranstaltungen wie auf Eis-Seen fahren in Norwegen oder Rallycross am Estering standen auf der Jahresplanung. Das Team besteht zu dieser Zeit aus Werner Fahnert und seiner Renate, Copilot Klaus Hucke, einem uralt Kumpel aus Jugendtagen. Er war es, der aus nicht genau definierten Träumereien Realität wachsen ließ. Er brachte den entscheidenden Kick jetzt Nägel mit Köpfen zu machen. Sitzt seit dem fast unerschütterlich auf dem heißen Beifahrersitz. Wenn seine Zeit es nicht zulässt, darf auch schon mal der ein oder die andere ran.... Kurz und knapp im Extra-Kasten zu sehen.

Die Euphorie mit dem silbernen Geschoss schwand nachdem Slowly Sideways mit der Farbgebung nicht ganz einverstanden war. Ein Fahrzeug in dieser Ausführung gab es historisch gesehen einfach nie. Also wurde das Auto neu überarbeitet und es entstand optisch und technisch eine Werks- Alpine Rallye Korsika von 1973 und alles war super. Motor 190PS, Getriebe 364 Rallye kurz, und die Fahrweise von Werner sorgte in dieser Kombination für Schwachpunkte im Getriebebereich und es gab immer wieder Grund über das Engagement nachzudenken.

Die Lösung!-Hartmut Papenbaum. Ein sehr guter Freund von Werner und ein Alpine-Spezialist mit vielen genialen Ideen. Auf diversen Alpinetreffen erzählte Hardy immer von seinem Plan eine Monster-Alpine zu bauen, er habe fast alle Teile schon zusammen und die passende Alpine steht auch schon in seiner Garage. Eine A110-1600SX, Baujahr 12/1975. Werner wurde neugierig und fragte des Öfteren nach dem Projekt. Bei einer Tasse Bier erklärte ihm Hardy, dass er das Auto gerne bauen würde, aber später nicht damit fahren möchte. (O-Ton: „Was soll ich damit?“)

Nach einer weiteren Tasse Bier oder mehr (das wissen sie nicht mehr so genau) vereinbarten sie: Werner kauft die Alpine mit Teilen und Hardy baut das Auto auf.

Da Hardy das Alpine-Schrauben Spaß macht und nur als Hobby betreibt hat er Werner für den Aufbau nichts berechnet (nur so geht’s rein kostentechnisch). Ein echter Freund, wie alle, die an diesem Projekt mitgearbeitet haben.    

Jidé Werner Fahnert und Bettina Forster

Wer genau hinschaut erkennt unten am Holm einen kleinen Aufkleber mit der Aufschrift PASTA POWER. Dahinter verbirgt sich der besagte Hartmut ‘Hardy’ Papenbaum, der den sagenumwobenen zwei Liter Rumpfmotor erfunden hat.

Den originalen Renault Werks- Motor, mit 16 Ventilen und das gradverzahnte 6-Gang Getriebe UN1 kaufte Werner von Reinhard Härtel aus Sievern. Reinhard hatte diese erfolgreich bei Bergrennen eingesetzt. Reinhard verkaufte ihm aber nicht nur seinen geliebten 16V-Motor, sondern übernahm auch gleich die Weiterentwicklung und den Service für Motor und Getriebe.

Werner und Reinhard haben die gleiche Philosophie in Sache Alpine: Kannst du etwas verbessern, dann tu es! Andreas Fricke machte die komplette Elektrik und Peter Fricke baute ihm den Käfig. Andreas Bernady (Schäfer- Tuning) kümmerte sich um die TÜV-Zulassung, Michael Rank half bei der Montage und Werner sorgte für die Optik und die spezielle Rallye-Technik: hydraulische Handbremse, Tankanlage hinter den Sitzen, Unterfahrschutz, Carbon-Sitze, 6-Punkt Gurte, elektronische Einspritzung, Gegensprechanlage, Makrolon-Scheiben mit Schiebefenster, und vieles mehr. Alle haben ihr Wissen und Können beigetragen. Da kommt massive Alpine-Kompetenz zusammen, und das Ergebnis ist fast furchteinflößend...

Endlich der erste richtige Rallye: Einsatz September 2012, ARBÖ- Rallye in Osterreich. Neues Auto, neue Beifahrerin!

Beifahrerin? Ja nach dem Klaus Hucke in der langen Rallye-Ehe mit Werner sich zunehmend zu Seitensprüngen (Stratos, Talbot und mehr) verführen ließ und Werner hier und da Probleme hatte einen geeigneten Beifahrer zu finden, machte er sich auf die Suche nach einem festen 2. Beifahrer/in. Hier bei halfen ihm seine österreichischen Freunde (Thomas Sulzbacher und Co.), die einen Kontakt mit Bettina Forster (A) vermittelten. Bettina kommt aus einer Renault verseuchten Familie, und fährt selber in Österreich Rallye und Slalom.
Nach einem kurzen Telefonkontakt erklärte sie sich bereit bei der ARBÖ Rallye mit ihm zu fahren. Werner: „das hat mich sehr beeindruckt, mit einer Monster-Alpine und einen Fahrer dessen Talent sie nicht kennt. Sehr mutig“.

Die Rallye verlief problemlos, er und Bettina harmonierten sehr gut und eine Gewichtsersparnis von mindestens 35 kg (sorry Klaus) kam
auch noch dazu. Werner war zufrieden!
Ein Zettel für die Feinabstimmung und Verbesserungen
wurde geschrieben
und ab nach Hause.
Seitdem wird nach
jeder Rallye das Fahrzeug optimiert und
weiter entwickelt.
Jetzt ist der Punkt
gekommen an dem
ein wenig der Details preisgegeben werden müssen. Alles, das habe ich Werner versprochen wird nicht verraten, aber die Eckdaten lassen schon ganz tief blicken. Der Gordini-Motor mit dem extrem seltenen 16 Ventilkopf passen nicht unter die Serien Heckklappe einer A110. Die musste also umgebaut, und einige Erhöhungen eingebaut werden. Dampf ohne Ende, der muss auch verzögert werden. Hinten und vorne sind 4-Kolben Bremssättel verbaut. Bremsscheiben, satte 27,4 cm Durchmesser, innenbelüftet versteht sich von selbst, sorgen für beste Verzögerungswerte, selbstverständlich per Waagebalken auf Vorder- und Hinterachse einstellbar. Die Lenkung stammt aus einer Alpine V6 GT/Turbo, das Lenkrad ist abnehmbar.

Noch so eine Innovation: Der hinter den Sitzen platzierte Tank ist ein Eigenbau in Zusammenarbeit mit Continetal. Die Halterung ist Teil des Überrollkäfigs, die Tanks sind zweigeteilt. 2 x 35 Liter Volumen lassen fast unendliche Etappen zu. Wenig Sprit im Tank? Kein Problem. Schwabbelbleche aus Kunststoff, schließlich darf die Karre nicht zu schwer werden, sorgen dafür, dass sich die Fahreigenschaften nicht verändern, egal wie der Betankungszstand ist. Safty first. Das gilt für die gesamte Fahrgastzelle. Die ist quasi eine Gitterrohrahmenkonstruktion an der sich die Peripherie angliedert. Die Sitze und Sitzaufnahmen entsprechen der aktuellen FIA Norm, und an der Hinter- und Vorderachse kommt ein Gewindefahrwerk zum Einsatz. Achse fast vergessen: Ich darf ja nicht alles verraten.... Kolossal was da auf den Rädern steht. Und wie kolossal das ist, fällt erst richtig auf, wenn eine jungfräuliche Alpine daneben steht. Da erscheint unser Jugendtraum dann richtig schmächtig putzig, klein...
Alles Original? Nö, gibt Werner unumwunden zu, was nichts taugt fliegt raus, alles optimiert. Letztendlich, vor allem in Punkto Sicherheit, gilt dies vor allem anderen, als ‘Prio eins’! Denn reine Leistungsdaten sind nur ein Teil des Lebens. Wenn wir Außenstehenden ein Rallyefahrzeug am Limit bewegt sehen und begeisternd applaudieren, fährt doch eine gehörige Portion Respekt mit: Wie lange geht das gut....

Leider zeigen verehrende Unfälle immer wieder, wie schmal der Grad, zwischen geht doch und hat nicht funktioniert, ist. Daher gilt: Safty First in der Gangart!

 

Renault Alpine A110-1800-16V-Gruppe 5 Werner Fahnert und Bettina Forster

Ein Druck auf den Starterknopf und die Alpine erwacht mit ohrenbetäubendem Lärm - oh sorry, - unvergleichlichem Sound zum Leben. Wenn der Auspuff etwas leiser wäre könnte man es hören: hier macht ein 16 Ventiler die Musik. Einer der ganz wenigen originalen, mit 1800 ccm. Vom Grund auf von Reinhard Härtel in Sievern aufgebaut, hat das Aggregat so um die 230 Pferdchen an der Hinterachse.

So viel Leistung bedeutet Drehmoment ohne Ende. Was in der Konsequenz ein schnelles Ende des serienmäßigen Getriebes bedeutet. Da hilft, und davon ist Werner überzeugt, kein gerade-verzahntes und in allen Bereichen verstärktes 365 Getriebe, sondern nur die Zauberformel UN 1! Dieses im Normalfall in die Traffik-Serie eingebaute Getriebe, kommt dort in schweren und starken Kleinlastern, dann aber über viele Hunderttausend Kilometer zum Einsatz. Problemlos. Nur passt es nicht in eine A 110. Es sei denn...

Es ist wieder ein Spezi (Hardy) im Spiel, der weiß, dass in die allerletzte A110 Serie ein neuer, hinten etwas anders gespreizter Rahmenträger eingebaut wurde. Und siehe da, im guten Renault Sortimentssystem passt doch letztendlich unendlich viel zusammen... Früher immer ein Schwachpunkt hält es nun endlich...

Nichts ist gut genug, wir machen es besser... Eine der Fahnertschen Devisen... Kleines Beispiel gefällig? Der popelige Umlegehebel am Mitteltunnel sieht nicht nur gut aus, sondern hat auch oder besser vor allem die Funktion dafür zu sorgen, dass nicht aus Versehen im Eifer des Gefechtes der Rückwärtsgang eingelegt wird. Dann ist nämlich wieder teurer Zähnesalat angesagt. Das Teil, als original Replikateil bestellt, angeliefert und nicht für gut befunden... 230 Gramm, viiiiiel zu schwer! Also zur hauseigenen Fräse - als Werbedesigner hat man so was - und aus Alu das Teil selbst gefräst... Fertig: nun 70 Gramm leicht, 160g eingespart!

So macht man Autos schnell! Karosserieteile werden, wie die Macrolon-Scheiben, selbst gefertigt. Besonderen Verschleiß hat Werner bei den Frontspoilern. Deshalb wurde in der aktuellen Ausbaustufe die Unterseite des Luftleitteiles aus einem schwingend gelagerten 6 mm Sperrholz gefertigt. Splittert nicht, wetzt sich beim Bodenkontakt nur ab. Theoretisch. In der Praxis zeigt sich dann beim Eifel Rallye Festival in Daun, dass die Holzplatte dann doch versagt, wenn die Alpine in den Kies eintaucht und dann versucht, wie eine Schaufel, das Erdreich mit auf ‘Große Fahrt’ zu nehmen. Wie eine Schubkarre... Geht doch nicht... Lachend nimmt er es zur Kenntnis und Ruckzuck ist das Teil abmontiert und die schnelle Fahrt geht weiter!!

Schönheit liegt im Auge des Betrachters und kommt manchmal auch von innen. Genug der Alpinen Hysterie... Alles wäre nicht machbar mit dem richtigen, geduldigen und verständnisvollen Partner! Den hat er in Form seine Frau Renate gefunden. Mit einer Engelsgeduld erträgt sie Werners Hobby. Unterstützt ihn auch bei den Veranstaltungen, aber nur bis zu einem gewissen Punkt, der nicht so ganz genau definiert werden kann. Und wenn es ihr zu viel des Guten wird, setzt sie sich in ihren 1969er Porsche 912, dreht eine Runde und entspannt dabei total. Genauso faszinierend wie Werner selbst. Er hat sie, vor über 40 Jahren gefunden, seine Traumfrau. Allerdings mit dem Makel, der aus Alpine-Fan-Sicht verkehrten Markeninfektion. Aber damit kann er ganz gut leben. Schließlich bleibt die alte Maxime: es gibt immer was zu verbessern...

Und da kommt schon die nächste Herausforderung: Eine JIDE wird von Werner von Grund auf neu aufgebaut. Mit Alpine Technik versteht sich. Aber ich habe ja versprochen nicht alles zu erzählen! Freut euch auf die kommenden Alpine Post-Ausgaben...

 

Text: Robert Butz    

Co-Pilotin Bettina Forster

Team Alpine Bettina Forster

Bettina Forster (A) kommt aus einer Renault verseuchten Familie, und fährt selber in Österreich Rallye und Slalom.

Nach einem kurzen Telefonkontakt erklärte sie sich bereit bei der ARBÖ Rallye mit Werner Fahnert zu fahren. Werner: „Das hat mich sehr beeindruckt, mit einer Monster-Alpine und einen Fahrer dessen Talent sie nicht kennt. Sehr mutig!“ Die Rallye verlief problemlos, er und Bettina harmonierten sehr gut und eine Gewichtsersparnis von mindestens 35 kg (sorry Klaus) kam auch noch dazu.

Werner war zufrieden! 

Co-Pilot Klaus Hucke

18 Jahre neben Werner...

„Seit 18 Jahren sitze ich auf dem heißen Sitz bei Werner, und habe keine Minute bereut. Rallyesport funktioniert nur Vertrauen gegen Vertrauen. Das ich ihm vertraue, kann jeder sehen, der uns in Aktion sieht. Wie Werner eine Alpine im Grenzbereich bewegt und jenseits der Grenze noch einfängt ist schon phänomenal. Das er mir vertraut, hat er in unzähligen Veranstaltungen bewiesen, sei es im Nebel von San Remo, bei der immer heiklen Köln-Ahrweiler oder in den Weinbergen der Deutschland Rallye. Beweis hierfür ist vielleicht eine Story von der Deutschland Rallye. Prüfung Ruwertal: Wir fuhren die sehr schnelle Prüfung mit dem Aufschrieb von Teddy Schaller, einem ehemaligen Profibeifahrer, da wir vorher keine Zeit hatten die Prüfung abzufahren. Ansage: Über Kuppe voll, 200 Kuppe voll, 150 Kuppe zu links 4. Werner ließ voll stehen und als wir über die letzte Kuppe kamen, ging uns unversehens die Straße aus, da nach unserer Klassifizierung max. eine “links 3-hängt“ folgte; Ergebnis: wir standen 100m weit in einem Rapsfeld und die Spur der Alpine schielte gewaltig. Daraus zogen wir die Lehre: nie wieder mit fremden Aufschrieb. Wir haben in den Jahren seit 1995 in ganz Europa gemeinsam viele tolle Sachen erlebt, die uns keiner mehr nehmen kann."

Klaus Hucke

Erinnerungen eines Co-Piloten

Ja, ja - der Werner!

Rallye Stemweder Berg 1996, ich erinnere mich genau. Werner fuhr damals eine 1860S Gruppe 4. Was sonst? Alles andere war zu der Zeit für ihn nicht akzeptabel. Nicht pendelnde Hinterachsen sind Teufelswerk. Sicherlich, dass kann man so sehen, muss man aber nicht.

Es ist angerichtet: Samstag Vormittag, Rallye, WP 3, Alpine A 110 in vollem Rallye-trim, Feldwirtschaftsweg staubtrocken, zwei begeisterungsfähige junge Männer – wild entschlossen und zu allem bereit. Die Flunder läuft heute richtig gut. Werner ist gut drauf – er lässt richtig fliegen. Seine Renate steht an der Strecke, da will er sich nicht blamieren. Eine von mir angesagte: „Links – 4 – macht – auf“, interpretiert er dann doch etwas zu optimistisch.

Für die weniger Eingeweihten, „Links – 4 – macht – auf“ ist schon ziemlich flott, auf so einem schmalen, verstaubten Feldweg. Die Alpine kommt quer, querer und dann geht uns auch noch die Straße aus. Mit ca. 100 km/h verlassen wir diese, rutschen im Drift eine Böschung hinunter, direkt dahinter in einen Graben. Der Graben hat an dieser Stelle einen großen Radius, ist allerdings 2 Meter tief. Wir schlagen nirgendwo an, alles halb so schlimm. Allerdings empfinde ich die Schräglage als unangenehm – bei 100 km/h.

Werner hat die Kontrolle über das Fahrzeug noch nicht verloren. Anders denkende Menschen werden an dieser Stelle vielleicht ängstlich oder depressiv – fangen an zu schreien und denken, jetzt ist alles zu Ende. Der gemeine Rallyefahrer reagiert anders, solche instabilen Fahrzustände bereiten Werner keine Probleme. Zur Sicherheit bleibt er voll auf dem Gas und stabilisiert die ganze Fuhre. In etwa 200 Meter Entfernung erkenne ich eine Betonüberfahrt auf den angrenzenden Acker. Das Wasserrohr hat nur 100 cm Durchmesser – könnte knapp werden. Auf mein gut gemeintes „Scheiße Alter – da vorne“, antwortet er nur seelenruhig „Bleib ruhig Jung – lies weiter.“ Mit vollem Hammer wuchtet er die Flunder 20 Meter vor der Überfahrt auf den Weg zurück – ohne zu lupfen. Zwei Kilometer weiter die Zieldurchfahrt, drittschnellste Zeit, keine besonderen Vorkommnisse, alles gut. Werner grinst – eiskalt. Erstmal eine rauchen. Dann sagt er „Na,Jung–die„Links–4–macht– auf“, das ging sich gerade noch soo!!, da müssen wir heute Nachmittag nochmal drüber. Sag das mal mit Achtung – Achtung an, dann weiß ich gleich Bescheid“. Keine Regung, versteht Ihr – abgearbeitet, habe fertig, die nächste bitte. Die Rallye läuft so vor sich hin. Alles im grünen Bereich. Wir toben vorne mit, keine Probleme.

Samstag Nachmittag, unser Sportgerät fährt noch. Das habe ich auch schon anders erlebt. Aus WP 3 ist WP 6 geworden. Leider hat es angefangen zu regnen. Das ist kein Problem. Werner hat immer Top-Reifen am Auto, Luftdruck muss stimmen, immer alles Pico, da ist er echt pingelig. Wehe, wenn da was nicht passt – das gibt sofort Mecker, schließlich sind wir nicht zum Vergnügen hier. Durch ein Missverständnis mit dem Service hat der Reifenwechsel nicht geklappt. Armer Servicemann, das gibt ... Slicks, Regen und Werner hat`s eilig – Leute, da kommt Freude auf. Während der Starter runterzählt, gebe ich zu bedenken: „Nieselregen, Slicks – könnte glatt sein mein Guter“. Werner`s Antwort lautet fünftausend Umdrehungen und Kupplung fliegen lassen. Über Funk bekomme ich zu hören: „Da vorne steht Renate – bitte lächeln“. Die ganze Nummer wie befürchtet – very, very slippery, you know. Wieder lese ich vor: „Achtung – Achtung – Links – 4 – macht – auf“. Zum Glück weiß er jetzt Bescheid. Was meint Ihr, was passiert? Riiiiiiichtig, Leute ich schwöre. Der gleiche Abflug, wie am Vormittag.

Mann, Mann, Mann, der Werner – immer letzte Rille. Er kann nicht anders. Manchmal macht er mir Angst – ein bisschen.

Weiterhin fröhliches Angasen wünscht Jürgen Petschock    

Einmal Beifahrer sein...

 

 

...Beifahrer bei Werner Fahnert... ein Erlebnis, vielleicht sogar der besonderen Art. Aber auch immer wieder schön, auch wenn man hier und da mal auf Drogen zurückgreifen muss. PROST!! Nichts desto trotz, immer wieder gerne!

Gruss Andreas Bernardy